Private Pools unter Beschuss: Ein Luxus, den wir uns nicht mehr leisten können?
Private Pools sind im Landkreis Ludwigsburg noch kein Thema für Einschränkungen. Doch Experten warnen: Im Sommer wird das Wasser knapp, so wie bisher kann es nicht weitergehen.
In Untereisesheim im Landkreis Heilbronn hat der Gemeinderat kürzlich eine Debatte ausgelöst, die viele Poolbesitzer beunruhigt haben dürfte: Sollte man wegen der häufigen Dürreperioden im Sommer den Bau privater Schwimmbecken in einem Wohngebiet verbieten? Die Idee fand keinen Anklang, aber die Verwaltung sollte zumindest klären, unter welchen Bedingungen das Füllen von Pools untersagt werden soll. Themen, die vielleicht bald auch im Landkreis Ludwigsburg relevant werden. Die Grenzen sind erreicht: „Ich glaube nicht, dass wir uns noch erlauben können, im Hochsommer Golfplätze zu sprengen und Pools zu füllen“, sagt Bernhard Röhrle, Pressesprecher des Zweckverbands Landeswasserversorgung, der den Großraum um Ludwigsburg und Stuttgart mit Trinkwasser von der Schwäbischen Alb und aus der Donau versorgt. Er rät den Kommunen, auf mehreren Gleisen zu fahren, auch ihre eigenen Reserven zu nutzen – und sich nicht nur darauf zu verlassen, die Bezugsquote beim Zweckverband erhöhen zu können. Denn trotz aller Anstrengungen, das Fördervolumen zu steigern, seien die Grenzen erreicht.
Unangenehme Konfrontation empfohlen
Das könnte auch für Marbach gelten. Denn die Schillerstadt bezieht ihr Wasser zu 100 Prozent vom Zweckverband und hofft nun, größere Mengen abnehmen zu dürfen. Von den eigenen Quellen auf dem Gemeindegebiet hält man sich lieber fern, unter anderem wegen der hohen Härtegrade und der Nitratbelastung. Bernhard Röhrle meint jedoch, dass selbst Letzteres kein Ausschlusskriterium sein sollte. „Es mag zwar unangenehm sein, sich wegen des Nitrats von den Feldern mit der Landwirtschaft auseinander zu setzen. Aber die Kommunen müssen in ihre Versorgungssicherheit investieren“, erklärt der Mann vom Zweckverband. Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost versichert, dass man den Sachverhalt prüfen werde. Ein Verbot des Befüllens privater Becken in Trockenzeiten oder gar des Baus von Pools sei jedoch nicht vorgesehen, erklärt Trost. Aber „wie sich die Klimaveränderung wann auswirken wird, kann noch nicht abgesehen werden. Daher kann für die Zukunft nichts ausgeschlossen werden“, fügt er hinzu. Sollte es je zu einem extremen Engpass kommen, werde sicher als Erstes untersagt werden, Pools oder Planschbecken zu füllen. „In einem zweiten Schritt wird die Gartenbewässerung verboten werden und als letzter Ausweg die Wasserversorgung zeitlich eingeschränkt werden“, erläutert Trost. Der Bürgermeister betont allerdings, dass man von solchen Szenarien „sehr weit entfernt“ sei.
Plädoyer für den sparsamen Umgang mit Wasser
Die Stadt Kornwestheim hat sich bisher nicht dafür ausgesprochen, den Bau von privaten Pools zu verbieten. Allerdings hat sie im letzten Sommer, als eine Hitzewelle zu einem Entnahmeverbot aus Gewässern im Landkreis Ludwigsburg führte, ihre Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, verantwortungsvoll und maßvoll mit Wasser umzugehen. Das berichtet Sandra Hennig, die Pressesprecherin der Stadt. Auch in Ludwigsburg rät man dazu, das kostbare Nass nicht zu verschwenden. Meike Wätjen, die dortige Kollegin von Hennig, hält private Pools aus ökologischer Sicht für problematisch. Denn sie verbrauchen nicht nur Wasser, sondern auch Energie und Chemikalien. Ein Verbot sei aber nicht geplant.
In Steinheim sieht die Situation ähnlich aus. Der Gemeinderat hat noch nicht über ein Bau- oder Befüllverbot von Pools diskutiert. Die Stadt will aber mehr Wasser von der Landeswasserversorgung beziehen, um den steigenden Bedarf zu decken. Das erklärt Bürgermeister Thomas Winterhalter. Er nennt als Beispiel das Neubaugebiet Scheibenäcker in Kleinbottwar, das gerade erschlossen wird. Die Stadt nutzt aber auch eigene Quellen und will diese sogar erweitern.
Wie die Landesregierung reagiert
Die Landeswasserversorgung kann aber nicht unbegrenzt mehr Wasser liefern. „Das geht nur, wenn andere Kommunen weniger abnehmen“, sagt Pressesprecher Bernhard Röhrle. Denn in trockenen Sommern sei man schon fast an der Grenze der Kapazitäten angelangt. Zwar plane man, mehr Grundwasser bei Blaubeuren und Heidenheim zu erschließen und die Fördermenge an der Donau zu erhöhen, aber das reiche nicht aus. Im Klimawandel müsse man auch beim Verbrauch sparen.
Dürre
Das Landesumweltministerium hat 2022 eine neue Strategie für den Umgang mit dem Wassermangel erarbeitet. Es geht darum, wie man in Dürrezeiten genug Trinkwasser für die Ballungsräume und genug Bewässerungswasser für die Forst- und Landwirtschaft bereitstellen kann. Dazu braucht es ein koordiniertes Vorgehen und eine klare Einschätzung der Versorgungssicherheit in den Kommunen.
Daten
Ein wichtiger Baustein ist das Niedrigwasser-Informations-Zentrum. Es soll Daten über die aktuellen und künftigen Wasservorräte sammeln und bessere Prognosen liefern. So kann man rechtzeitig reagieren, wenn Grundwasserstände sinken, Bäche zu wenig oder zu warmes Wasser führen oder die Aussichten schlecht sind. Die Kommunen können dann zum Beispiel zum Wassersparen aufrufen oder Nutzungseinschränkungen erlassen.
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Sophia Decker, CSO