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Wohnungsnot in Europa

Modernisierungsumlage Mieterhöhung

Europas Großstädte: So kämpfen sie gegen die Wohnungsnot

In deutschen Großstädten wie Berlin, München und Hamburg herrscht Wohnungsnot. Auch andere europäische Metropolen wie London, Paris und Barcelona sind davon betroffen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zuwanderung, steigende Bevölkerungszahlen und Spekulationen mit Immobilien treiben die Preise in die Höhe.

Die Bundesregierung will dem Problem mit mehr Bauen begegnen. Doch das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr ist noch in weiter Ferne. Im vergangenen Jahr wurden nur 295.300 Wohnungen fertiggestellt. Bauen allein reicht nicht aus, um die Wohnungsnot zu bekämpfen. In einigen europäischen Städten werden daher kreative Ideen umgesetzt. In Barcelona wurden zum Beispiel Leerstände beschlagnahmt, um sie bezahlbaren Mietern zur Verfügung zu stellen. In Amsterdam wurden die Mietpreise für neue Wohnungen gedeckelt. Und in London wurde ein Wohnungsbauprogramm gestartet, das sich an junge Menschen richtet. Die Wohnungsnot ist ein europäisches Problem, das nicht leicht zu lösen ist. Mehr Bauen ist ein wichtiger Schritt, doch es braucht auch andere Maßnahmen, um den Markt zu entspannen und bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen.

Barcelona greift zu Enteignung

In Barcelona tobt ein Kampf um bezahlbaren Wohnraum. Die Stadt kämpft mit einem großen Leerstand, da Wohnungen oft als Investitions- und Spekulationsobjekte genutzt werden. 2019 ergriff die Region Katalonien per Dekret Maßnahmen gegen diesen Leerstand. Das Gesetz sieht vor, dass leerstehende Wohnungen nach zwei Jahren zwangsvermietet werden müssen. Findet sich innerhalb eines Monats kein Mieter, kann die Stadt die Wohnung für die Hälfte des Marktpreises enteignen. Diese Maßnahme sollte den Druck auf die Vermieter erhöhen und mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen. Doch die Wirkung ist bisher ausgeblieben. Im Gegenteil: Die Mieten in Barcelona sind im vergangenen Jahr um 36 Prozent gestiegen. Die Stadtverwaltung will nun noch weiter gehen und bereits nach sechs Monaten Leerstand enteignen. Doch Experten bezweifeln, dass das die richtige Lösung ist. Sie befürchten, dass die Vermieter dann noch weniger Wohnungen vermieten und stattdessen verkaufen.

Um den Kampf gegen den Leerstand in Barcelona zu veranschaulichen, kann man die Metapher der „schlafenden Schönheit“ verwenden. Die Stadt ist eine attraktive Touristendestination mit einem hohen Lebensstandard. Doch der Leerstand lässt sie wie eine schlafende Schönheit erscheinen. Die Mieten sind so hoch, dass sich viele Menschen den Traum von einem Zuhause in Barcelona nicht mehr leisten können. Das führt zu sozialer Ungerechtigkeit und einer zunehmenden Kluft zwischen Arm und Reich.

Die Lösung des Problems ist komplex und erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Es braucht politische Maßnahmen, um den Leerstand zu bekämpfen und den Bau von bezahlbarem Wohnraum zu fördern. Gleichzeitig müssen die Menschen für das Thema sensibilisiert werden. Es ist wichtig, dass sich alle Beteiligten an der Lösung des Problems beteiligen. Nur so kann Barcelona aus dem Schlaf erwachen und zu einer Stadt für alle werden.

Portugal schafft Goldenes Visum ab

In Portugal herrscht ein unlösbares Dilemma: Einerseits stehen mehr als 720.000 Wohnungen leer, andererseits mangelt es an bezahlbarem Wohnraum. Die Ursache für dieses Problem liegt in der hohen Nachfrage nach Ferienwohnungen im beliebten Urlaubsland. Die zahlreichen Ferienhäuser verzerren den Markt und treiben die Mieten in den Ballungszentren in die Höhe. Viele Menschen können sich die hohen Mieten nicht mehr leisten und sind gezwungen, in schlecht ausgestatteten Wohnungen zu leben oder sogar auf der Straße zu leben.

Die Regierung hat ein Krisenprogramm aufgelegt, um dem Problem zu begegnen. Dazu gehören ein Verbot neuer Lizenzen für Ferienwohnungen in Lissabon, Porto und an der Algarveküste sowie Steuergeschenke für Ferienvermieter, die ihre Wohnungen in normalen Wohnraum umwandeln. Außerdem soll das sogenannte goldene Visum abgeschafft werden, das Ausländern die Möglichkeit bietet, visumfrei in den Schengen-Raum zu reisen, wenn sie in Portugal für mehr als 500.000 Euro in Immobilien investieren. Ob diese Maßnahmen ausreichen, um das Problem zu lösen, bleibt abzuwarten. Es ist jedoch klar, dass Portugal dringend handeln muss, um den Wohnungsmarkt zu stabilisieren und den Zugang zu bezahlbarem Wohnraum zu verbessern.

In Amsterdam erleben Genossenschaften Renaissance

Im vergangenen Jahr spitzte sich die Situation so zu, dass die niederländischen Universitäten ihre ausländischen Studenten aufforderten, erst dann anzureisen, wenn sie ein Zimmer gefunden haben. Denn selbst in Notunterkünften oder Hotels finden sich kaum noch freie Plätze. Die Gründe für die Wohnungsnot sind vielfältig. Zum einen zieht Amsterdam jedes Jahr Millionen von Touristen an. Zum anderen hat die liberalisierte Wohnungspolitik der letzten 20 Jahre den hohen Anteil an Sozialwohnungen von 55 Prozent auf 40 Prozent reduziert.

Die niederländische Regierung hat reagiert und angekündigt, in den nächsten Jahren 100.000 neue Wohnungen zu bauen. Außerdem sollen strengere Vorschriften für Ferienwohnungen und Leerstände eingeführt werden. Doch bis diese Maßnahmen greifen, werden viele Menschen in Amsterdam weiter um ein Dach über dem Kopf kämpfen müssen.

Wien setzt auf sozialen Wohnungsbau

In Wien ist Wohnen bezahlbar. Das liegt nicht nur daran, dass die Stadt eine günstige Lebenshaltungskosten hat, sondern auch an ihrem immensen Bestand an Sozialwohnungen. Rund 220.000 Wohnungen, die seit 1920 gebaut wurden, gehören der Stadt. Seither wurden keine einzige wieder verkauft. Diese Wohnungen sind ein echtes Bollwerk gegen Wohnungsnot. Denn sie bieten Menschen mit geringem Einkommen eine Perspektive. So leben in den sogenannten Gemeindebauten rund 500.000 Menschen, knapp ein Viertel der 1,9 Millionen Einwohner der österreichischen Hauptstadt. Doch der soziale Aspekt ist nur ein Teil der Geschichte. Das System hat auch eine weitreichende Wirkung auf den gesamten Wohnungsmarkt. Denn die Stadt besitzt einen so großen Anteil am Markt, dass sie ihn wirksam regulieren kann.

Dies zeigt sich in der Praxis. In Wien sind die Mieten im Vergleich zu anderen großen Städten in Europa deutlich niedriger. So zahlen Mieter in Wien im Schnitt nur rund 6,50 Euro pro Quadratmeter, während in Berlin im Durchschnitt 13,50 Euro pro Quadratmeter fällig werden. Das Wiener Modell ist ein Vorbild für viele Städte, die mit dem Problem der Wohnungsnot zu kämpfen haben. Es zeigt, dass ein hoher Anteil an Sozialwohnungen einen wichtigen Beitrag zur Entspannung des Wohnungsmarktes leisten kann.

 

 

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Maximilian Decker, CEO

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